Das Buch von Moshé Feldenkrais ist - obwohl es von Gefühlen und Körperlichkeit handelt - ein sehr rational argumentierendes Werk. In seinem Zentrum steht das "Starke Selbst" bzw. die "Reife Persönlichkeit" und das, was ihre Entstehung behindert. Feldenkrais bezieht sich in seinen Argumenten nicht nur auf bekannte wissenschaftliche Fakten, er ist offensichtlich jemand mit einem sehr eigenen System von Gedanken, für den das ständige Wechselspiel körperlicher und seelischer Kräfte ein bei sich und anderen erfahrenes Faktum ist. Das Buch ist sehr gut geeignet, um wichtige Denkanstöße zu geben. Andererseits ist es von erstaunlicher Kühle. Ich habe manchmal gedacht, die "Reife Persönlichkeit" sei eine Art verdeckter Glaube.

Wir haben uns mit gewissen Einschränkungen - körperlicher und seelischer Art - nur deshalb abgefunden, weil wir nicht wissen, dass wir etwas daran ändern können. Um das Scheitern aller Verbesserungsversuche zu rechtfertigen, wird immer wieder von der Degeneration der menschlichen Rasse gesprochen. Es erscheint angebracht, den Wahrheitsgehalt dieser Behauptung zu überprüfen. Wenn wir uns selbst helfen wollen, müssen wir begreifen, dass seelische Instabilität und Verhaltensstörungen auf falsche Gewohnheitsbildung zurückzuführen sind. Tiefgreifende Veränderungen sind ohne eine Verbesserung der Muskel- und Haltungsgewohnheiten nicht möglich.